Neozonen
Als Neozonen (auch Neozoen) bezeichnet man Tierarten, die ursprünglich nicht in einem bestimmten Gebiet heimisch waren, sich dort aber durch menschliches Zutun angesiedelt haben – sei es absichtlich oder ungewollt. In Deutschland gehören z. B. der Waschbär, der Halsbandsittich und der Nutria zu den bekanntesten Vertretern.
Der Waschbär
Ursprünglich aus Nordamerika stammend, wurde der Waschbär in den 1930er Jahren in Deutschland aus Pelzzuchtgründen ausgesetzt. Heute ist er vor allem in Mittel- und Norddeutschland weit verbreitet.
Auswirkungen:
-
Frisst Eier und Jungtiere von Vögeln, Amphibien und Reptilien
-
Konkurrenz für heimische Arten wie Marder oder Iltis
-
Kann als Kulturfolger Schäden in Städten verursachen
-
Erhöht den Druck auf seltene, heimische Arten, da er als zusätzlicher Fressfeind auftritt – betroffen sind z. B. Bodenbrüter, Kröten oder auch Fledermäuse
Der Halsbandsittich
Ein grüner Exot aus Afrika und Südasien, der sich besonders in Städten wie Köln oder Wiesbaden wohlfühlt. Ursprünglich entkommen aus privaten Haltungen oder Zoos.
Auswirkungen:
-
Konkurrenz um Brutplätze mit heimischen Höhlenbrütern (z. B. Spechte, Stare)
-
Geringe Bedrohung für die heimische Flora und Fauna – bislang eher unproblematisch
Die Nutria
Dieser südamerikanische Nagetierbewohner wurde wegen seines Pelzes eingeführt. Er lebt heute in Fluss- und Uferlandschaften.
Auswirkungen:
-
Beschädigung von Uferböschungen durch Bauaktivitäten
-
Konkurrenz zu Bibern
-
Kann heimische Pflanzenarten verdrängen
Neue Arten auf dem Vormarsch
Neben diesen bereits etablierten Arten kommen durch Klimawandel und Globalisierung weitere Tiere nach Deutschland – teils auf natürlichem Weg, teils eingeschleppt:
Der Goldschakal
Ursprünglich in Südosteuropa beheimatet, breitet sich der Goldschakal zunehmend nach Mitteleuropa aus – inzwischen gibt es bestätigte Sichtungen in mehreren Bundesländern.
Auswirkungen:
-
Jagd auf kleinere Säugetiere und bodenbrütende Vögel
-
Neue Konkurrenz für heimische Raubtiere wie den Fuchs
-
Noch unklar, wie stark sein Einfluss auf die Ökosysteme sein wird
Die Schwarzmundgrundel
Dieser kleine Fisch stammt aus dem Schwarzmeerraum und wurde vermutlich über Ballastwasser von Schiffen in europäische Gewässer eingeschleppt.
Auswirkungen:
-
Verdrängt heimische Fischarten wie z. B. die Mühlkoppe
-
Frisst Fischlaich und Kleintiere – Eingriff in Nahrungsnetze
-
Breitet sich sehr schnell in Flüssen und Seen aus
Was bedeutet das für unsere heimische Tierwelt?
Neozonen bringen neue Konkurrenz, Fressfeinde und manchmal Krankheiten mit sich. Sie können das ökologische Gleichgewicht stören, vor allem wenn sie keine natürlichen Feinde haben oder besonders anpassungsfähig sind.
Der Druck auf bedrohte Arten steigt: Viele seltene Tiere wie z. B. Kiebitze, Rotbauchunken oder Laubfrösche leiden zusätzlich unter der Präsenz neuer Räuber – ihre Bestände geraten dadurch weiter unter Stress.
Was können wir tun?
-
Keine exotischen Tiere unkontrolliert freilassen
-
Lebensräume für heimische Arten schützen und fördern
-
Beobachtungen invasiver Arten an die Naturschutzbehörden melden
Fazit: Nicht alle Neozonen sind automatisch gefährlich, doch einige können das fragile Gleichgewicht der heimischen Ökosysteme empfindlich stören. Mit dem Klimawandel und der Globalisierung wird die Liste dieser Arten wachsen – ein bewusster und informierter Umgang mit ihnen ist deshalb wichtiger denn je.



